Motivation
A: dāfiʽ. – E: motivation. – F: motivation. – R: motivacija. – S: motivación. – C: dòngjī 动机
Morus Markard
HKWM 9/II, 2024, Spalten 1531-1543
M ist ein in Wissenschaft und Alltag verwendeter psychologischer Ausdruck zur Bezeichnung (oder Analyse) des Gesamts von Beweggründen (von lat. movere, bewegen, bzw. motus, bewegt, Bewegung) für ein nach Inhalt, Richtung und Intensität differenziertes Handeln (vgl. Galliker 2009, 16). Dabei ist gegenüber direktem Zwang eine wie auch immer eingeschränkte Wahlmöglichkeit impliziert. Wird M als Gesamt von Beweggründen gefasst, sind (Einzel-)Motive, Bedürfnisse, Wille, Verlangen, Begehren, Triebe, Interessen usw. in ihrer jeweiligen Bedeutung oder Funktion für dieses Gesamt aufzuklären, wobei die Unschärfe der angeführten Kategorien keine Eindeutigkeit erwarten lässt (Graumann 1984, 219). Die Breite und zugleich die thematische bzw. wissenschaftliche/wissenschaftspolitische Trend-Abhängigkeit des M-Konzepts lassen sich etwa am Themenspektrum des seit 1953 jährlich stattfindenden »Nebraska Symposium on Motivation« oder am Band über M des Handbuchs der Allgemeinen Psychologie (Brandstätter/Otto 2009) ablesen.
Trotz alltäglicher und politischer Vereindeutigungserwartungen ist eine verbindliche Definition von M illusorisch. In kritischer Perspektive sind für die theoretische wie praktische Analyse von M zwei Fragen zentral: erstens, ob und wie gesellschaftliche und individuelle Aspekte im Gesamt von Beweggründen des Handelns berücksichtigt und ins Verhältnis gesetzt werden; zweitens, ob und wie Menschen ›motiviert‹ werden, also dazu gebracht werden sollen, zu wollen, was sie sollen, und welche Interessen dabei bedient und ggf. maskiert werden, oder ob und wie Menschen selber Aufschluss über ihre eigenen Beweggründe und deren Widersprüche gewinnen wollen bzw. sollen. In jedem Fall ist zu klären, ob und inwieweit Menschen sich »Illusionen« über die »wirklichen Motive ihrer Handlungen« (Marx/Engels, DI, 3/144), allgemein: über ihre M machen.
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