Funktionär
A: muwaẓẓafūn. – E: functionary. – F: permanent. – R: funkcioner, dejatel’. – S: funcionario. – C: zhiyuan
Thomas Marxhausen, Gunter Willing
HKWM 4, 1999, Spalten 1157-1167
Da es weder für den Partei- und den Gewerkschafts-F noch für andere F.e (z.B. die des Staates oder der Kirchen) eine präzise Begriffsbestimmung ihres ›Berufsbildes‹ gibt, ist das Bild des F eigenartig konturenlos; der F ist für alle Beteiligten der ›Mann ohne Eigenschaften‹, er kann »nur als innerhalb einer Gruppe lebend gedacht werden« (Hacks 1976). Dort erfüllt er im besten Fall eben seine Funktion und hält den Apparat am Laufen, ohne sonderlich hervorzutreten. Er verkörpert keine politischen Inhalte, sondern realisiert Inhalte, die ihm vorgegeben werden. In derartigen Vorstellungen und Bewertungen steckt die Unterstellung einer ›Beliebigkeit des Inhalts‹ und damit der Leichtigkeit, mit der F.e Fronten und Dienstherren wechseln. Hacks billigt den F.en die historisch-transitorische Aufgabe des Verwaltens zu; sie bewegen selten, verhindern im Regelfall, dass etwas geschieht, können aber eben dadurch ›Schlimmeres‹ verhüten.
Der aus negativen Erfahrungen mit staatssozialistischen F.en gespeiste Groll vereinfacht gewaltsam, er reduziert das soziale Phänomen ›F‹ auf ein bloß seelenloses Rädchen oder Schräubchen, dessen Notwendigkeit widerwillig zugegeben wird. Im Gegensatz dazu konfrontiert die Geschichte der Arbeiterbewegung jeden Versuch, das, was F ist und meint, mit einer vielschichtigen und in sich widersprüchlichen Problemlage.
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