Facharbeiter

A: ‛āmil mu ’ahhal. – E: skilled worker. – F: travailleur qualifié, ouvrier professionel. – R: kvalificirovannyj rabočij. – S: obrero cualificado. – C: zhuanye gongren

Werner van Treeck

HKWM 4, 1999, Spalten 51-57

Was machen F, also gelernte, qualifizierte Arbeiter, mit ihren Qualifikationen? Sie nutzen sie zur Planung und zur Durchführung von Arbeitsprozessen mit Schwierigkeitsgraden, die nicht jedermann ohne entsprechende Vorbereitungen und Voraussetzungen bewältigen kann. Aber bergen diese Qualifikationen nicht auch ein Potential an Haltungen und Bewusstsein, das über die Arbeitsprozesse hinaus sich auf die Verhältnisse richten lässt, in denen gearbeitet wird, um verändernd in sie einzugreifen? Oder ziehen sich die Interessen der F auf die gute Bewältigung schwieriger Arbeiten zusammen? Nutzen die F den damit verbundenen höheren Lohn und die vermehrte Anerkennung, um sich von denen abzusetzen, die weniger schwierige Arbeiten mit geringeren Qualifikationen und entsprechend geringeren Gratifikationen verrichten? Die F-Problematik enthält also Fragen von Produzentenstolz und damit einhergehender Widerständigkeit oder Anpassung, das Problem der Spaltung der Arbeiterklasse hinsichtlich Qualifikation, Privilegien und Geschlecht, sowie Fragen der Perspektive entsprechend der Entwicklung der Produktivkräfte.

Das Wort F setzt sich um die Wende zum 20. Jh. in den Debatten um eine für die Industrie spezifische Berufssausbildung durch, im Unterschied und doch äquivalent zu der des Handwerks, weniger umfassend als diese, dafür stärker technisch-maschinell ausgerichtet (vgl. Ebert 1984). Der gelernte Arbeiter ist ein Geschöpf der Industrialisierung und – Kehrseite dieses Prozesses – der Zersetzung handwerklicher Sozialisation, von der er doch zugleich zehrt. So gewiss die große Industrie sich nicht einfach aus dem Handwerk heraus entwickelte (die Maschinenfabrik ist nicht als Vergrößerung der Schlosserwerkstatt zu begreifen), sondern im Bruch mit ihm die gesellschaftlichen Arbeits- und Lebensverhältnisse umwälzte, so blieb das Handwerk noch lange die wichtigste Quelle für die Versorgung der Industrie mit qualifizierter Arbeitskraft. Die handwerkliche Prägung und Orientierung der Schlosser, Werkzeugmacher, Tischler, Schriftsetzer etc. nahm freilich mit sich ausbreitender Maschinisierung technische Züge an: das Einrichten von Werkzeugmaschinen, ihre Steuerung und Überwachung bilden das Tätigkeitsfeld für einen neu entstehenden Typus von Maschinen-F. Ihnen lagern sich »sekundäre« Facharbeiten an, die nicht unmittelbar in die laufende Produktion eingebunden, sondern für ihre qualitätsgerechte und störungsfreie Aufrechterhaltung zuständig sind, etwa die Wartung und Instandhaltung.

Arbeit, Arbeiteraristokratie, Arbeiterbewegung, Arbeiterklasse, Arbeiterkultur, Arbeitserziehung, Arbeitspolitik, Automation, Exklusion, Frauenarbeit, geistige und körperliche Arbeit, Geschlechterverhältnisse, gewerkschaftliche Kampfformen, Interesse, Konkurrenz, Kopf und Hand, Maschinerie, Qualifikation, Produktivkraftentwicklung, Solidarität, Spaltung, Streik, wissenschaftlich-technische Revolution

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