Kasernenkommunismus

A: šuyuigat almu‛askarāt. – E: barracks communism. – F: communisme de caserne. – R: kazarmennyj kommunizm. – S: comunismo cuartelario. – C: bingyingshi gongchanzhuyi 兵营式共产主义

Alexander Busgalin, Günter Mayer

HKWM 7/I, 2008, Spalten 407-411

K‹ ist einer der Begriffe, mit denen Marx und Engels sich von Formen des »rohen Kommunismus« absetzen. In Ms 44 urteilt Marx über diesen: als »erste positive Aufhebung des Privateigentums« sei er noch »von diesem befangen und infiziert« (…). ›K‹ hebt die für militärische Männergemeinschaften spezifischen Aspekte hervor, um den unüberbrückbaren Gegensatz zum Ausdruck zu bringen zwischen der Vorstellung der kommunistischen Gesellschaft als »Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist« (Manifest), und der Theorie wie Praxis eines die »Persönlichkeit des Menschen« negierenden »Kommunismus« (Ms 44), eines »allgemeinen Asketismus« und einer »rohen Gleichmacherei« (…).

Die von Marx und Engels als ›K‹ zurückgewiesenen Konzeptionen wurzeln z.T. in der Brutalität, mit der sich der Kapitalismus in seiner frühindustriellen Phase durchsetzte, wobei zur Disziplinierung der Arbeiter kasernenmäßige Mittel angewendet wurden (vgl. Kuczynski 1954). In Russland lebte die Mehrzahl der Arbeiter kaserniert, mit allgemeinen Schlafsälen, unter viehischen Existenzbedingungen, in Grobheit und Trunkenheit. Dieser ›Kasernenkapitalismus‹ rief kasernenkommunistische Gegenentwürfe auf den Plan, die, statt von materieller und kultureller Fülle und von freier Individualität zu träumen, den Mangel verallgemeinerten sowie feudale und kapitalistische Ausbeuter mit einer allgemeinen Arbeitspflicht und asketischer Lebensweise schreckten. – Eine Reaktivierung des Ausdrucks erfolgte in den 1980er Jahren, als in der SU im Zuge der Perestrojka die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte einsetzte.

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