Ethnozentrismus
A: markazīya ‛irqīya al-markaziyat-ul-‛unṣīrīya, al-markaziyat-ul-īṯnīya. – E: ethnocentrism. – F: ethnocentrisme. – R: ėtnocentrizm. – S: etnocentrismo. – C: ben minzu zhongxin zhuyi 本民族中心主义
Stig Arne Norstedt
HKWM 3, 1997, Spalten 931-933
Insofern Wissen über andere Kulturen sowie deren Beurteilung von den Vorstellungen und Wertungen geprägt ist, die in der eigenen Kultur gelten, spricht man von E. In der Regel führt er dazu, dass andere Kulturen als minderwertig angesehen werden, was auch als Kulturrassismus bezeichnet wird. Wird anderen Kulturen durch strukturelle Gewalt die eigene aufgezwungen, spricht man von Kulturimperialismus (vgl. Said 1994). In marxistischer Tradition hat dieses Problem erst relativ spät einen zentralen Platz eingenommen (der Sache nach vgl. Fanon 1961), angrenzende Fragestellungen sind dagegen schon immer aufgegriffen worden. Hierher gehört zunächst der Ideologiebegriff und die damit verbundene Vorstellung, dass hegemoniale Ideen in einen Legitimationszusammenhang eingehen, der Herrschaftsverhältnisse und ihre Machtsysteme rechtfertigt.
In DI kritisieren Marx und Engels eine Schlagseite deutscher Philosophen, die sich als »Soziozentrismus« bezeichnen lässt, wobei es darum geht, dass sie aufgrund ihrer sozialen Stellung verdrehte Vorstellungen ausbilden. Der Begriff E bezieht sich jedoch auf diejenigen verdrehten Vorstellungen, deren Ausgangspunkt und Resultat die kulturelle Identität ist. Ebenso wie die Ideologie hat auch der E seinen Ursprung in faktischen Strukturen, deren wirkliche Gegensätze jedoch durch die verdrehte Perspektive verkannt werden.
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