ehern
A: ḥadīdī. – E: iron. – F: d’airain. – R: železnyj. – S: férreo. – C: tie de 铁的
Wolfgang Fritz Haug
HKWM 3, 1997, Spalten 49-54
Von ahd. êrîn, Adj. zu êr = Erz; erzen; metaphorisch: »hart, fest, unbeugbar (u. ewig während, beständig): ein e.er Wille; ein e.es (unumstößliches) Gesetz« (Duden 1976, 2, 612). In der antiken Sprache überwiegt zunächst der nichtmetaphorische Gebrauch, wobei oft das Material den Namen des aus ihm gefertigten Instruments hergibt (etwa χαλκείον als e.es Gefäß, oder χαλκώ, wörtlich »mit dem Erz«, wird getötet, vgl. Ilias); daneben wird das Adj. χάλκεος metaphorisch gebraucht im Sinne von »hard, stout, strong«, als Beiwort für den Kriegsgott Ares oder für Männer, Herz, aber auch Schlaf (»eherner Schlaf« für Tod); ähnlich σιδήρεος, »eisern«, das bereits bei Homer (Ilias) metaphorisch fungiert: πυρός μένος …σιδήρεον, »die eiserne Gewalt des Feuers« (Liddell/Scott). – Religiös wurde der Ausdruck in der Antike von der Gnosis aufgeladen, um die Gefangenschaft der Seele hinter »Eisenmauern« im materiellen Weltgefängnis der Entfremdung zu artikulieren. Hans Jonas hat dies in der Zeit des Faschismus einfühlsam nachgezeichnet: »Mit welchen Empfindungen müssen damals Menschen zum gestirnten Himmel aufgeblickt haben! Wie böse muss ihnen sein Funkeln erschienen sein, […] wie beängstigend […] die starre Unwandelbarkeit seiner Bahnen […] das Gewölbe, das undurchlässig von der jenseitigen Heimat schied. Ein stählern gewordener Himmel ließ Angst, Auflehnung, Sehnsucht, Beschwörung und Verachtung fühllos von sich abprallen. Buchstäblich sprach man von der ›Eisenmauer‹ des Firmaments.« (1934; vgl. Haug 1991)
Da sich mit e die Vorstellung starrer Unwandelbarkeit verbindet, kann das Adjektiv eingesetzt werden, um Zweifel und Einwände abzuwehren, wenn beansprucht wird, über die genaue Kenntnis der ›objektiven Gesetzmäßigkeit gesellschaftlicher Entwicklung‹ zu verfügen; andererseits kann es Ausgeliefertsein an diese Entwicklung ausdrücken oder die Erkenntnis struktureller Handlungshemmnisse in ein totalisierendes Bild fassen. Als Phrase hat es die Tendenz, selbst zum theoretisch-praktischen Hemmnis zu werden.
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