Ideologietheorie

A: nazarīyat al-’idiyulōǧiyā. – E: theory of ideology. – F: théorie d’idéologie. – R: teorija ideologii. – S: teoría de ideología. – C: yishixingtai lilun 意识形态理论

Jan Rehmann

HKWM 6/I, 2004, Spalten 717-760

Der Begriff der IT hat sich in den 1970er Jahren zur Bezeichnung einer von Louis Althusser angestoßenen Neufundierung marxistischer Ideologieforschung in dreifacher Abgrenzung eingebürgert: 1. von der Reduktion von Ideologien auf Epiphänomene des Ökonomischen; 2. von einer Ideologiekritik, die auf die Kritik »verkehrten Bewusstseins« vom Standpunkt eines »richtigen« fixiert ist; 3. von bürgerlichen »Legitimationstheorien«, die im Gefolge von Max Weber bis hin zu Niklas Luhmann die Frage ideologischer Bindungsfähigkeit »sozialtechnologisch«, von der Herrschaft und ihrer Selbstrechtfertigung her stellen.

Der Bedarf nach IT ergab sich daraus, dass keine dieser Traditionen in der Lage war, die Stabilität der bürgerlichen Gesellschaft und ihres Staates zu erklären, geschweige denn, eine hegemoniefähige Strategie sozialistischer Transformationen zu entwickeln. Dem versuchten die Ansätze der IT gerecht zu werden, indem sie nach den gesellschaftlichen Konstitutionsbedingungen und unbewussten Funktions- und Wirkungsweisen des Ideologischen fragen, wobei sie den Blick auf dessen »Materialität«, d.h. seine Existenz als Ensemble von Apparaten, Intellektuellen, Ritualen und Praxisformen richten.

IT ist nicht als Neuerfindung, sondern eher als Umartikulation und Hervorhebung von Fragestellungen zu begreifen, die bereits bei Marx und Engels und dann v.a. bei Antonio Gramsci in anderer Begrifflichkeit bearbeitet worden sind. Auch die Abgrenzung zu den »ideologiekritischen« Ansätzen ist nicht absolut, zum einen, weil auch diese die gesellschaftlichen Konstitutions- und Wirksamkeitsbedingungen von Ideologien mitbehandeln, zum andern, weil auch ideologietheoretische Ansätze eine Komponente der Kritik enthalten, auch wenn sich das Paradigma vom Wahr-falsch-Gegensatz zur Analyse der Wirkungsweise und zum Gegensatz von Herrschaftsreproduktion vs. Emanzipation verschiebt.

Alltagsverstand, Althusser-Schule, Antiideologie, Artikulation/Gliederung, Basis, Bewusstsein, Camera obscura, chinesische Kulturrevolution, Denkform, Diskursanalyse, Diskurstheorie, Dispositiv, Ethik, Ewigkeit, falsches Bewusstsein, Faschismus, Fetischcharakter der Ware, Fiktionalismus, Fordismus, Funktionalismus, Geist, Gemeinwesen, Genesis, Geschlecht, Geschlechterverhältnisse, gesunder Menschenverstand, Gewalt, Gramscismus, Habitus, Hegemonialapparat, Hegemonie, Himmel/Hölle, historische Individualitätsformen, Ideal, Idealisierung, Identifikation, Ideologe, Ideologiekritik, ideologische Staatsapparate/repressiver Staatsapparat, Illusion, Imaginäres, Indeterminismus, Innenwelt/Außenwelt, integraler Staat, Intellektuelle, Jakobinismus, Katharsis, Konsens, Kultur, Kulturindustrie, Kulturstudien (Cultural Studies), Lacanismus, Legalität/Legitimität, Marxismus Lenins, Macht, Manipulation, Massenkultur, Normalisierung, passive Revolution, Philosophie der Praxis, Postmodernismus, Regulationismus, Religion, Religionskritik, Schein, Sein/Bewusstsein, Sexualität, Sinn, Stellvertreterpolitik, Subjekt, Subjekt-Effekt, Überbau, Überdeterminierung, Verdinglichung, Vorbild, Warenästhetik

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