Dependenztheorie
A: naẓarīyat al-tab‛īya. – E: dependency theory. – F: théorie de la dependance. – R: teorija zavisimogo razvitija. – S: teoría de la dependencia. – C: yilai lilun
Jan Otto Andersson (GW)
HKWM 2, 1995, Spalten 600-606
Die D wurde während der späten 1950er und im Verlauf der 60er Jahre als die bedeutendste Begründung einer radikalen Entwicklungstheorie der Dritten Welt bekannt. Sie bildete sich heraus als neomarxistische Kritik an liberalen Entwicklungstheorien, wie sie z.B. Rostow (1960) repräsentiert, und an schematisch-marxistischen Ansichten, welche dahin tendierten, ökonomische und soziale Rückständigkeit aus einem Mangel an kapitalistischer Entwicklung zu erklären. Mit der D ist die verbreitete Überzeugung verknüpft, daß die Sozialstruktur und Politik wenig entwickelter Länder vor allem eine Frage ihrer Stellung im internationalen kapitalistischen System ist und weniger mit ›dem Innern‹ der eigenen Gesellschaften zusammenhängt. Diese Länder befinden sich in einem ›peripheren‹ Status in bezug auf die entwickelten Metropolen. Dieses Verhältnis von ›Peripherie‹ und ›Zentrum‹, von ›Satellit‹ und Metropole, oder die Dependenz, gilt es zu brechen. – In der Tradition der D stehen sowohl Wissenschaftler und Regierungen aus dem Süden als auch entwicklungspolitisch Engagierte aus dem Norden, die am ›abhängigen‹ Status der Entwicklungsländer Kritik üben.
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