Aktuelle Seite: - - - - - - Feministische InkriT-Herbstakademie (Oktober 2012)
femsektion_000.jpg

4. Feministische Herbstakademie

vom 19. bis 21. Oktober 2012


Occupy feministisch:

Zur Wiederaneignung des Arbeitsbegriffs, des politischen Raumes und der sozialen Beziehungen

 

Bildungszentrale der ver.di Jugend, Unter den Linden 30, 34311 Naumburg

 

 


4. Feministische Herbstakademie 2012:
Occupy feministisch: Zur Wiederaneignung des Arbeitsbegriffs, des politischen Raumes und der sozialen Beziehungen (Arbeitstitel)
19.-21.10.2012, Bildungszentrale der ver.di Jugend, Unter den Linden 30, 34311 Naumburg
Zielgruppe: parlamentarisch wie außerparlamentarisch feministisch und frauenpolitisch Engagierte; Multiplikatorinnen u.a. aus Bewegungen, Parteien, Wissenschaft, Bildungsarbeit und Gewerkschaften. In den letzten Jahren haben jeweils 40 bis 60 Frauen aus der gesamten Bundesrepublik, Österreich sowie der Schweiz teilgenommen.
Ziele:
Die Teilnehmerinnen diskutieren Bedingungen und Widersprüche feministischer Realpolitik; sie reflektieren ihre Rolle als „eingreifende Intellektuelle" und erarbeiten Ansätze und Strategien für ihre politische Praxis.
Sie erarbeiten marxistisch-feministisch fundierte Gesellschaftskritiken, Zukunftsentwürfe und weiterführende Fragen.
Zudem schafft die Akademie, das haben die vorhergehenden Akademien gezeigt, einen Raum für Vernetzung. Die Teilnehmerinnen initiieren und stärken dezentrale wie überregionale kontinuierlich wirkende Arbeitszusammenhänge und Lernkollektive.

Arbeitsweise:
Die Arbeitsweise ist teilnehmerinnenorientiert und partizipativ. Die Teilnehmerinnen lernen und arbeiten gemeinsam in Workshops, sie engagieren sich in der Vorbereitung, Durchführung und Ergebnissicherung. Neben klassischen Moderationsmethoden werden Methoden wie szenisches Spiel und Erinnerungsarbeit genutzt.
Fragestellungen/ Inhalte der Workshops
Derzeit sind drei Workshops geplant, weitere werden hinzukommen.
Am ersten Abend erproben wir zur Einführung in die Themen der Workshops kollektive dialogische Einstiegsreferate frei nach Brechts Flüchtlingsgesprächen.
Workshop A) Wiederaneignung des Arbeitsbegriffs
Der Begriff der Arbeit ist sowohl in marxistischen als auch in feministischen Theorien zentral und umstritten. Es geht dabei um die Bestimmung von Arbeit, ihre Entlohnung (z.B. um Lohn für Hausarbeit, Betreuungsgeld usw.), ihre Verteilung und ihre Geschichte. In Debatten wird der Begriff Arbeit oft metaphysisch gebraucht und zwar wird Arbeit allein in ihrer historisch spezifischen Form der entfremdeten Lohnarbeit gedacht. Wir wollen diskutieren, wie Arbeit dagegen z.B. als „Auseinandersetzung mit der Welt", als Lebensbedürfnis, in Verhältnissen, die nicht entfremdend sind, gedacht werden kann. Wie stellen sich Arbeitsteilungen zwischen den Geschlechtern, zwischen Stadt und Land, zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit, zwischen „Kopf" und „Hand" heute dar? Welche Alternativen sind denkbar? Wie können wir aktuelle Debatten um „Work-Life-Balance" und Stundenreduzierung, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die derzeit bis hin zur CDU geführt werden, nutzen, (re-)politisieren und im Hinblick auf alternative Gesellschaftskonzepte radikalisieren? Aus unserer Vergangenheit und von anderen Bewegungen lernend: An welche Kämpfe können wir dabei anknüpfen?
Vorbereitung: Zur Tagung bringen die Teilnehmerinnen eine kurzen selbst erinnerten Text (maschinengeschrieben) mit zum Thema: „Meine ersten Begegnungen mit dem Arbeitsbegriff".
Teamerinnen: Frigga Haug, Sybille Stamm, Ulrike Düwel

Workshop B) Wiederaneignung der Politik
(B.1.) „Ich kann keine Politik mehr machen – ich kann ohne Politik nicht leben"
Die Zumutungen politischer Arbeit in Zusammenhängen, die mitunter noch weit davon entfernt sind, ein alternativer kultureller Raum zu sein, zeitigen bei vielen engagierten Frauen Erschöpfung und Verausgabung ihrer Kräfte. Dies wird nicht selten als „Ausbrennen" oder „persönliche Niederlage" erlebt. Zugleich wollen viele politisch aktive Frauen weiterhin Politik machen und etwas bewegen - das Engagement aller ist sowohl Weg als auch erklärtes Ziel linker Politik, der Rückzug ins „Private" weder lebbar noch gewollt.
Die Teilnehmerinnen analysieren mit Hilfe der Erinnerungsarbeit anhand selbstverfasster Texte, wie sie ihre subjektive Wirklichkeit und sich selbst in diesen Verhältnissen sprachlich konstruieren. Sie suchen nach versteckten Widersprüchen, kommen Problemverschiebungen und ihrer eigenen Komplizinnenschaft auf die Spur, sie suchen gemeinsam nach Lösungen und stärken ihre Handlungsfähigkeit.
Vorbereitung: Die Teilnehmerinnen bringen eine Szene, maschinengeschrieben, ca. 1 Seite mit zum oben genannten Widerspruch.
(B.2.) In welchen Strukturen machen wir Politik?
Heiß umkämpft sind "Politik von oben" und "Politik von unten". Wie machen wir Politik von unten, ohne dass es beliebig wird? Wie greifen wir ein, ohne dass wir von oben arbeiten? Welche Struktur brauchen wir und welche Verbindlichkeit? Wie beleben und nutzen wir den Bundesfrauenrat?
Vorbereitung: Alle verfassen kurze Thesen zur Frage: was heißt Politik von unten und was wäre eine Organisation mit Lernstruktur?
Teamerinnen: Regina Jürgens, Jutta Meyer-Siebert, Tina Flauger

Workshop C ) Wiederaneignung der sozialen Beziehungen
Sarah Hrdys Forschungen zu Kinderaufzucht und Menschwerdung (Mütter und andere. Wie die Evolution uns zu sozialen Wesen gemacht hat. Berlin 2010) stellen die im Alltagsverstand dominanten Theorien in Frage, so z.B. die Annahme, Konkurrenz sei der entscheidende Motor menschlicher Entwicklung, Babys kämen als Egoistinnen zur Welt, ein solidarisches Miteinander daher eigentlich nicht „artgerecht". Ferner seien Kinder in den ersten Jahren exklusiv und aufs Engste mit ihren Müttern verbunden und die frühe „Fremdbetreuung" durch andere Erwachsene daher schädlich. Hrdys Forschungen nehmen die Beiträge zur Kinderbetreuung sowohl der Väter als auch anderer Erwachsener und insbesondere die für das Überleben der Spezies wichtige Rolle der Alten in den Blick.
Inspiriert von diesen Überlegungen wollen wir diskutieren: Inwiefern und zu wessen Nutzen wird noch heute das bürgerliche Familienmodell bis in die Anfänge der Menschheit projiziert und somit quasi zur „menschlichen Natur" erklärt? Welche ideologischen Auseinandersetzungen gilt es im Hinblick auf das vermeintliche „Wesen des Menschen" im Alltagsverstand zu führen? Auf welche Weise können wir den noch hegemonialen Glauben „There is no alternative" irritieren? Wie bewegen wir uns wissenschaftskritisch im offenkundig hochideologischen Feld von Soziobiologie, Evolutionsforschung und Geschichtswissenschaft? Wenn sich Empathie, Kooperation, gegenseitige Sorge und Kollektivität im Prozess der Menschwerdung als entscheidende Überlebensstrategien heraus kristallisiert haben: Was bedeutet dies hinsichtlich der Bewertung sozialer Beziehungen? Wie sind die Debatten um die „Überalterung" der Gesellschaft und den kommenden „Pflegenotstand", um „Care", um Kindeswohl usw. zu interpretieren? Wie können wir als Marxistinnen/ Feministinnen in diese Debatten intervenieren? Und welchen Rückenwind bekommen wir für die Vier-in-Einem-Perspektive?
Teamerinnen: Katharina Schwabedissen, Nina Eumann, Anna Conrads, Melanie Stitz
Vorbereitung: Alle skizzieren eine utopische Gesellschaft, in der fürsorgendes Handeln oberste Leitlinie ist.
Dokumentation der Ergebnisse:
Die Ergebnisse werden in Form von Szenen und Geschichten, Berichten, Diskussionsbeiträgen und Foto-Protokollen online veröffentlicht und in lokalen Arbeitszusammenhängen bis zur nächsten Herbstakademie weiterentwickelt.

Ablauf
Freitag 16:00 – 19:00 Uhr: Begrüßung, Organisatorisches
Dialogische Einstiegsreferate / Vorstellung der Workshops
Samstag 10:00 – 18:00 Uhr: Arbeit in den Workshops
20:00 Uhr selbstorganisierte Kulturbeiträge
Sonntag 10:00 – 14:00 Uhr: Präsentation und Diskussion der Workshop-Ergebnisse

Eigenanteil zur Realisierung:
Bisher waren die Veranstalterinnen oder Mitveranstalterinnen die WASG (Wolfgang-Abendroth-Stiftungs-Gesellschaft) und das Inkrit. Organisiert wird die Akademie von den Antragstellerinnen, sowohl in organisatorischer Hinsicht als auch bezüglich der Inhalte. Finanziert wurden die Tagungen durch Zuschüsse vor allem durch die WASG, die RLS und die Frauen selbst. Durch Umlage auf alle konnten auch Teilnehmerinnen, die Arbeitslosengeld I oder II beziehen, teilnehmen.

Anmeldung
Gabriele Lenkenhoff <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!>


 



 

 

##keinekachel##

Datenschutz